Ein weiterer Highlight-Tag in Harvard
Ein weiterer großartiger Tag beginnt mit einer Class über Australien, natürlich mit Dick. Australien hat größere volkswirtschaftliche Probleme, als die meisten von uns wussten, die Australier eingeschlossen. Als größte sind vielleicht zu nennen, dass Australiens Export zu zwei Dritteln vom Mining und Mineralölexport abhängt und gleichzeitig Chinas Anteil am weltweiten Rohstoffhandel dramatisch wächst. Ein ganz neues Wort habe ich auch gelernt: Australien hat die Dutch Disease.
Anschließend befassen wir uns in Ananths Class mit Umsatz- und Ergebniseinbrüchen bei Merck. Soll der CEO zum vermeintlich einfachen Mittel greifen, die F&E-Ausgaben zu kürzen? Erstes Highlight: Ray Gilmartin, damaliger CEO von Merck war bei uns! Er hat uns aufgezeigt, dass die Kürzung des Forschungsbudgets in der innovativen Pharmaindustrie bei Entwicklungszyklen von 10 bis 12 Jahren überhaupt keine Option ist. Er hat aber auch dargelegt, wie unendlich schwierig es ist, diese Botschaft den Banken, Analysten, Aktionären ... verständlich zu machen.
Zweites Highlight ist die Vorlesung von Bill George, einem bekannten Autor von Führungsliteratur, der die häufigsten Fehler von Leadern darin sieht, kurzfristig statt langfristig zu denken und Eigeninteresse über Firmeninteresse zu stellen. Dahinter steht fast nie ein Mangel an IQ, sondern zumeist ein Mangel an EQ. Er macht uns nochmals glasklar, dass es im Advanced Management Program nur sekundär um Fachwissen in Strategie, Finanzen, Marketing usw. geht. Vielmehr soll hier eine Persönlichkeitstransformation erfolgen, die nur abseits unserer Komfortzonen erfolgreich sein kann - daher der enorme Druck an der Harvard Business School.
Das Mittagessen nehme ich wie die meisten in der Pappschachtel mit auf Zimmer, damit ich mit dem Lesestoff wenigstens halbwegs durchkomme.
Das absolute Highlight des Tages ist Clay Christensen - der Hammer schlechthin! Er verbindet Managementwissen mit privater Entwicklung als Ehemann und Familienvater. Er hatte die Kühnheit, als junger Consultant bei der Boston Consulting Group seinem Manager vor der ersten wichtigen Präsentation am Montagfrüh klarzumachen, dass er auch in geschäftlich wichtigen Situationen weder am Sonntag, noch am Samstag arbeiten wird. Clay geht es um Innovation und disruptive Technologie - das meint Innovationen, die deutlich günstiger/besser sind als etablierte. Solche Innovationen müssen am unteren Ende des Marktes eingeführt werden - wenn man das oben versucht, dann scheitert man an den etablierten Firmen. Dieselbe Beobachtung hat er auch bei seinen Kommilitonen gemacht. Viele hatten nach fünf Jahren großartige Jobs, wundervolle Frauen und ein tolles Haus, waren aber nach weiteren fünf oder zehn Jahren von der Bildfläche verschwunden. Die am Anfang Unscheinbaren standen später häufig besser dar. Kurzum: Es geht ihm durch und durch um langfristiges Denken und nachhaltiges Handeln.
Die fünfte Class (uffz, langsam ist's aber so richtig anstrengend!) ist eine Vertiefung einiger Finanzthemen im Bereich Unternehmensbewertung. Wie immer erklärt Marc das großartig.
Danach bleiben vor dem Abendessen nur anderthalb Stunden zur Vorbereitung der Cases - zum Glück bin ich mit etwas Vorsprung in die Woche gegangen.