Zurück an der Harvard Business School
Washington ist der Hammer - eine unglaubliche Stadt! Wer noch nicht da war, muss es sehen. Amerika erhebt hier offensichtlich den Anspruch, Kapitale der Welt zu sein.
Zum einen sind die Dimensionen riesig und die Stadt ist extrem geräumig. Die normalen Straßen sind sechsspurig, die größeren achtspurig, nur die kleineren sind vierspurig. Die Häuserblocks sind unglaublich lang.
Zum zweiten sind die Gebäude groß (wenn auch nicht besonders hoch - meist nicht über ein bis zwei Handvoll Stockwerke). Und so viele Monumente an einem Fleck habe ich kaum je gesehen.
Wir starten unsere Tour am Samstagvormittag am White House, welches ich erstaunlich klein finde, zumindest im Vergleich zu anderen Washingtoner Gebäuden. Wir laufen dann zur National Mall - das ist ein riesiger Grünstreifen entlang dessen viele Monumente und Museen liegen. An einem Ende der Mall liegt das US Capitol, ein beeindruckender Bau für Senate und House of Representatives. Die Führung beginnt mit einem sehr patriotischem Film - etwas irritierend für Europäer - und führt durch beeindruckende Räume, die teilweise an europäische Bauten erinnern, beispielsweise das Pantheon in Rom.

Wir entschließend uns dann, eine Stadttour in einem offenen Doppeldeckerbus zu machen - eine tolle Entscheidung. Die rote Tour führt uns einmal rund um die National Mall vorbei am Washington Memorial, Lincoln Memorial, Jefferson Memorial, World War II Memorial ... Die Dimensionen sind wirklich beeindruckend: Das Lincoln Memorial könnte auch auf der Akropolis stehen.
Ich verstehe in Washington am Besten, was die amerikanische Nation zusammenhält. Nicht Rasse, Herkunft oder Religion, nicht Politik, Partei oder Ambitionen hält die Bürger zusammen. Es ist die patriotische Kultur, es ist dieses Nationalethos, das die Amerikaner im Herzen berührt - und das ich bei aller Irritation aus deutscher Sicht auch empfinde.
Nach den Memorials steigen wir um auf die gelbe Linie und fahren etwas außerhalb durch den kleinstädtischen Bezirk Georgetown. Geschafft vom Erleben des Tages essen wir überdimensionale amerikanische Steaks mit überdimensionalen Kartoffeln für den überdimensionalen Preis von 220 Dollar für zwei.
Am Sonntagmorgen starten wir um 9 Uhr mit der gelben Linie, die uns zum Friedhof Arlington führt. Das ist ein bewegendes Erlebnis. Weiße Grabsteine scheinen sich bis zum Horizont zu erstrecken. Obgleich viele Menschen da sind, ist es eine ruhige Atmosphäre. Am Grab von Kennedy sprechen die Leute nur sehr gedämpft, wenn überhaupt. Wir fahren über das Pentagon - einem wahrhaft riesigen Bau - zurück zur National Mall und beginnen unseren Museumsnachmittag. American History Museum, Natural History Museum und Hirshhorn Museum (moderne Kunst) sind nur drei der 19 Smithsonian Museums, die alle ohne Eintritt besucht werden können. Und es sind großartige Museen.
Am Montag starten wir mit dem Air and Space Museum - das ist für mich als Physiker natürlich der Hammer schlechthin. Da finden sich Satelliten und Mondsphären, Raketen und Flugzeuge vom Anfang des Fliegens bis heute. Das American Indian Museum direkt daneben zeigt die Vielfalt und Individualität der amerikanischen Ureinwohner auf - ein ganz ruhiges Museum. Nach einem kurzen Ausflug durch den Botanischen Garten, rennen wir in den verbleibenden 25 Minuten an den 12 wichtigsten Gemälden - von da Vinci über Vermeer bis Monet - der National Gallery of Art vorbei.
Drei tolle Tage in Washington gingen bei bestem Wetter wie im Fluge vorbei. Wir sind sehr glücklich, dass wir nicht im verregneten Boston geblieben sind, sondern diese unglaublich beeindruckende Stadt mit ihrem Monumenten und Museen erleben durften.